Ab dem 28. Juni 2025 gilt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das barrierefreie E-Books zur Pflicht macht – auch für Selfpublisher, die ihre Bücher über Plattformen wie Amazon oder Tolino verkaufen.
Doch was genau bedeutet das überhaupt? Wie können Selfpublisher ihre Bücher barrierefrei umsetzen und welche Anforderungen müssen sie erfüllen? ➔ Was ihr zum Thema barrierefreie E-Books wirklich wissen müsst.
Was ist Barrierefreiheit eigentlich – und wem hilft sie?
Ein barrierefreies E-Book ist so gestaltet, dass möglichst viele Menschen es ohne Einschränkungen nutzen können. In der Praxis bedeutet das z. B.: eine klare Struktur/Navigation, Alternativtexte für Bilder oder anpassbare Schriftgrößen. Davon profitieren insbesondere Menschen mit Einschränkungen wie
- visuelle Einschränkungen (Sehbehinderungen, schlechte Lichtverhältnisse …)
- motorische oder akustische Einschränkungen (Tremor, Taubheit, Straßenlärm …)
- Lese- oder Lernbehinderungen (z. B. Dyslexie)
➔ Grundsätzlich gilt aber: Barrierefreie E-Books sind lesefreundlichere E-Books. Und bieten so auch Leser*innen ohne Einschränkungen ein besseres Nutzungserlebnis.
Die wichtigsten Anforderungen auf einen Blick
Barrierefreiheit klingt erstmal nach viel Technik – aber keine Sorge: Vieles lässt sich auch ohne Programmierkenntnisse umsetzen. Wichtig ist, dass du die grundlegenden Anforderungen beachtest.
Was ist Pflicht?
- Klare Überschriftenstruktur und -hierarchie (H1, H2, H3)
- Vollständiges Inhaltsverzeichnis (TOC)
- Alternativtexte für Bilder
- Korrekte Lesereihenfolge
- Anklickbare Links und Verweise
- Sprache angeben
- Barrierefreiheits-Metadaten
- Semantisch korrekte Elemente (Aufzählungen als echte Aufzählung, Tabellen als Tabellen …)
- Vom Inhalt unabhängiges, lesefreundliches Design
- EPUB-Format
Überschriften
// Formatvorlagen verwenden
Formatiere deine Überschriften nicht nur, indem du die Schriftgröße anpasst und sie auf fett setzt, sondern verwende die vordefinierten Formatvorlagen deines Textverarbeitungsprogramms (z.B. „Überschrift1“, „Überschrift2“ …). Das ist nicht nur eine Voraussetzung für barrierefreie E-Books, sondern war ohnehin bisher wichtig für die automatische Generierung des Inhaltsverzeichnisses.
// Keine Hierarchien überspringen
Achte darauf, dass du die Überschriften in der richtigen Reihenfolge verwendest und keine Überschriftsebene überspringst. Auf eine Überschrift der Ebene 1 darf also keine Überschrift der Ebene 3 folgen:
✓ Richtig: Kapitel 1 (H1) ➔ Kapitel 1.1 (H2) ➔ Kapitel 1.1.1 (H3)
✗ Falsch: Kapitel 1 (H1) ➔ Kapitel 1.1.1 (H3)
Inhaltsverzeichnis (TOC)
Ein navigierbares Inhaltsverzeichnis ist für barrierefreie E-Books Pflicht. Die gute Nachricht: Wenn du die Überschriften in deinem Ausgangsdokument (z. B. in Word) korrekt mit Formatvorlagen versehen hast, wird bei der Konvertierung automatisch ein internes Inhaltsverzeichnis (TOC) erstellt, auf das die E-Book-Reader zugreifen können.
Nicht zu verwechseln ist dieses interne Inhaltsverzeichnis mit dem, das du ggf. manuell über Referenzen ➔ Inhaltsverzeichnis platziert hast. Dieses kann für Leser*innen trotzdem hilfreich sein – ist aber für die Barrierefreiheit nicht erforderlich und wird von E-Book-Readern auch nicht zur Navigation genutzt.
Bonus
Um dein Navigationsverzeichnis noch zugänglicher zu machen, wird empfohlen, zusätzliche Punkte für Inhalte wie Cover, Titelseite, Impressum, ggf. Widmung, manuelles Inhaltsverzeichnis oder hinten Literatur-/Abbildungsverzeichnis o. Ä. zu erstellen.
Programme wie Calibre bieten die Möglichkeit, das TOC nachträglich zu ergänzen:
- EPUB konvertieren
- Rechtklick auf das Buch ➔ Buch bearbeiten
- Inhaltsverzeichnis bearbeiten
- Neue Einträge erstellen
Alternativtexte
Damit auch Menschen mit Sehbeeinträchtigungen alle Inhalte erfassen können, müssen alle Bilder, die wichtige Informationen vermitteln, mit einem aussagekräftigen Alternativtexten (Alt-Text) versehen sein, damit diese von Screenreadern vorgelesen werden können.
Der Alternativtext ist etwas anderes als die Bildlegende: Im Alt-Text wird beschrieben, was auf dem Bild zu sehen ist. Die sichtbare Bildunterschrift hingegen kann zusätzliche Details oder Erklärungen enthalten, die nicht auf dem Bild zu sehen sind. Alt-Text und Bildlegende sollten sich optimalerweise daher nicht doppeln.
Und: Nicht alle Bilder benötigen einen Alt-Text! Schmuckelemente (wie Kapitelzierden, Szenentrenner) oder Bilder, die keinen inhaltlichen Mehrwert besitzen, sollten lieber als dekoratives Element ausgezeichnet werden.
Überlege gut, ob ein Alt-Text wirklich sinnvoll ist. Ein dekoratives Bild, das z. B. nur als hübscher Abschluss eines Kapitels dient, sollte vom Screenreader lieber übersprungen werden, damit es Lesende nicht mit unnötigen Beschreibungen („Bild von einem Vogel“) vom eigentlichen Inhalt ablenkt.
Zusammengefasst:
- Einen Alt-Text brauchen alle Bilder, die Inhalte oder Informationen vermitteln (Infografiken, Abbildungen mit Textinhalt, wichtige Fotos)
- Keinen Alt-Text brauchen Bilder, die keinen inhaltlichen Mehrwert haben (Kapitelzierden, Szenentrenner, Bilder mit dekorativem Charakter)
- Bildlegende und Alt-Text haben unterschiedliche Funktionen und sollten sich daher nicht doppeln.
Umsetzung in Word:
In Word kannst du Alternativtexte über Rechtklick ➔ Alternativtext anzeigen bearbeiten. Hier gibt es auch die Möglichkeit, das Bild als dekorativ zu markieren.
Für das E-Book wird dabei das Attribut alt=““ befüllt bzw., falls dekorativ, leer gelassen.
(Profi-Tipp: Dekorative Bilder können im HTML zusätzlich mit aria-role=“presentation“ ausgezeichnet werden für eine noch barrierefreiere Umsetzung.)
! ACHTUNG: Bei der Umwandlung von Word zu EPUB über Calibre kann es passieren, dass bei dekorativen Bildern fälschlich der Alternativtext „Image“ hinzugefügt wird. Von Prüftools wie dem ACE (Barrierefreiheits-Checker) wird dies zwar offiziell nicht als Fehler erkannt, richtig barrierefrei ist diese Lösung jedoch auch nicht. Wenn möglich, sollte der Alternativtext (alt=“Image“) nachträglich z. B. über Calibre oder Sigil zu alt=““ korrigiert werden.
Lesereihenfolge
Damit ein Screenreader den Text sinnvoll vorlesen kann, sollten die Inhalte logisch aufeinander folgen. In Romanen oder Texten mit einfachem, linearem Aufbau ist die Lesereihenfolge in der Regel unproblematisch und ergibt sich automatisch aus dem Fließtext.
Bei komplexeren Layouts (z. B. mit Spalten, Textfeldern, eingefügten Bildern oder Tabellen) muss darauf geachtet werden, dass die Elemente an der richtigen Stelle im Text platziert bzw. verankert sind (in Word wird dies durch ein kleines Anker-Symbol am Rand dargestellt).
Grundsätzlich gilt: Je einfacher und übersichtlicher das Layout, desto leichter können Inhalte sowohl von Screenreadern als auch sehenden Menschen erfasst werden.
Links und Verweise
Für ein barrierefreies E-Book müssen alle URLs bzw. Verweise (wie Fußnoten) verlinkt, also anklickbar, sein. Verweise auf externe Webseiten sollten daher mit einem echten Link hinterlegt werden.
Um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen, wird außerdem empfohlen, bei Verweisen einen beschreibenden Linktext zu verwenden (z. B. statt „hier klicken“ ➔ „Hier geht es zu Kapitel 5“).
Fußnoten, die in Word oder anderen Textverarbeitungsprogrammen mit der integrierten Fußnoten-Funktion erstellt wurden, sind standardmäßig automatisch verlinkt und erfüllen damit in der Regel die Mindestanforderungen an Barrierefreiheit, ohne dass weitere Nacharbeit notwendig ist.
Spracheinstellung
Die verwendete Sprache wird in Word – auch bei fremdsprachigen (z. B. englischen) Absätzen – meist korrekt erkannt.
In Calibre lässt sich die Sprache zusätzlich über die Metadaten kontrollieren und bei Bedarf anpassen. Die Angabe in den Metadaten ist wichtig für Katalogsysteme und Reader, aber: Damit das E-Book auch bei einer Barrierefreiheitsprüfung (z. B. mit dem Tool ACE) besteht, muss zusätzlich das Attribut xml:lang in der sogenannten content-Datei ergänzt werden.
Wird das Attribut xml:lang nicht ergänzt, tritt womöglich folgende Fehlermeldung auf:
Einfluss | Regel | Bereich im Dokument |
schwerwiegend | epub-lang | content.opf |
Unter Rechtsklick auf das Buch ➔ Buch bearbeiten kann in Calibre im unteren Bereich im Dateibrowser die content.opf-Datei über Doppelklick angezeigt werden. Hier muss in der ersten Zeile bei einem deutschsprachigen Buch das Attribut xml:lang=“de“ folgendermaßen ergänzt werden:

Metadaten
Zukünftig wäre es wünschenswert, wenn die Metadaten zur Barrierefreiheit direkt beim Distributor im Uploadprozess angegeben werden können. Solange dieser aber noch keine Möglichkeit dafür bietet, müssen sie manuell in die EPUB-Datei eingetragen werden.
Eine komfortable Lösung dafür gibt es meines Wissens kaum. Das kostenlose Tool WordToEPUB vom DAISY Consortium fügt bei der Konvertierung zwar Barrierefreiheits-Metadaten hinzu, für die generelle EPUB-Erstellung ist das Tool jedoch nicht ganz intuitiv zu bedienen und benötigt Einarbeitungszeit.
Praktischer ist es, die Metadaten – wie bei der Sprachangabe – direkt über Calibre (oder einem anderen EPUB-Editor) nachträglich zu ergänzen. Auch hier werden die Angaben in der content.opf
eingefügt. Wer es hilfreich findet, kann sich die Barrierefreiheits-Metadaten z. B. in einer Textdatei/Vorlage speichern und bei neuen Projekten einfach Zutreffendes hineinkopieren.
In der folgenden Übersicht sind die Angaben enthalten, die am häufigsten in typischen E-Books vorkommen. Für eine vollständige Liste, siehe den Leitfaden auf der Seite des Börsenvereins.
Metadatum | Bedeutung | Attributwerte | Beispiel-Code | Pflicht |
---|---|---|---|---|
accessMode | Gibt an, welche Art von Inhalte im E-Book vorkommen (Reiner Text, Bilder, Audio/Video). Falls neben dem Text auch Bilder vorkommen, werden zwei separate Einträge für accessMode gesetzt (textual, visual). | textual visual (auditory) | <meta property="schema:accessMode"> textual</meta> < meta property="schema:accessMode"> visual</meta> | ✓ |
accessModeSufficient | Gibt an, was notwendig ist, um den Inhalt erschließen zu können. (Sind z. B. Bilder enthalten, aber alle Bilder sind mit Alt-Text versehen oder als dekorativ gekennzeichnet, reicht textual aus) | textual textual, visual (textual, visual, auditory) | <meta property= "schema:accessModeSufficient"> textual</meta> < meta property= "schema:accessModeSufficient"> textual, visual</meta> | empf. |
accessibilityFeature | Gibt barrierefreie Merkmale/Inhalte an, die vorhanden sind. Für jedes Merkmal wird ein eigener Eintrag gesetzt. | alternativeText = alle Bilder sind mit Alt-Text versehen oder dekorativ tableOfContents = Es ist ein Inhaltsverzeichnis (TOC) eingebunden readingOrder = Logische Lesereihenfolge ist definiert structuralNavigation = Überschriften sind definiert und werden vom TOC abgebildet | <meta property= "schema:accessibilityFeature"> alternativeText</meta> < meta property= "schema:accessibilityFeature"> tableOfContents</meta> < meta property= "schema:accessibilityFeature"> readingdOrder</meta> < meta property= "schema:accessibilityFeature"> structuralNavigation</meta> | ✓ |
accessibilityHazard | Gibt an, ob ggf. gefährliche Inhalte für Menschen mit Epilepsie enthalten sind (z.B. flackernde Videos) | im Normalfall:
| <meta property= "schema:accessibilityHazard"> none</meta> | ✓ |
accessibilitySummary | Kurze textliche Zusammenfassung über die barrierefreien Anforderungen, die das E-Book erfüllt. | enthält Angaben z. B. über Alt-Texte, Anzahl der Bilder, Inhaltsverzeichnis, Logische Textstruktur … | <meta property= "schema:accessibilitySummary"> Dieses E-Book enthält ein klickbares Inhaltsverzeichnis, | empf. |

Semantisch korrekte Elemente
Verwende beim Formatieren von Elementen immer die dafür vorgesehenen Funktionen deines Textverarbeitungsprogramms.
Wenn du z. B. eine Aufzählung, ein Zitat oder eine Tabelle in deinem Text hast, sollten sie nicht nur so aussehen, sondern auch technisch korrekt ausgezeichnet sein. Das heißt: keine manuellen Einrückungen mit Leerzeichen, Tabulatoren oder Formatierungstricks. Nur so so können Screenreader den Inhalt korrekt erkennen und wiedergeben.
- Überschriften: über Formatvorlagen
- Aufzählungen und Nummerierungen: über die Aufzählungs-Funktion, nicht mit manuellen Zahlen, Strichen oder Punkten
- Tabellen: über die Tabellen-Funktion, nicht mittels Tabulator (und: keine Tabellen nur aus Layout-Gründen!)
- Links: über die Link-Funktion, nicht nur URL-Text
- Absätze: Als echte Absätze mit Enter abschließen, nicht aus optischen Gründen mit Shift+Enter.
- Fußnoten: über die automatische Fußnotenfunktion einfügen, damit sie korrekt verlinkt werden können
- Zitate: Die Nutzung der Formatvorlage „Zitat“ ist grundsätzlich sinnvoll (das korrekte HTML-Element wäre dazu
<blockquote>
), auch wenn sie (bisher) leider nicht von allen Konvertierungs-Tools korrekt umgesetzt wird.
Grundsätzlich: Wenn es eine passende Funktion oder Formatvorlage gibt – nutze sie!
Auch wenn nicht alle Konverter jede Formatierung korrekt übernehmen, sorgt eine saubere Auszeichnung in deinem Ausgangsdokument dafür, dass dein E-Book grundsätzlich barrierefreier und besser weiterverarbeitet werden kann. Die Optik kannst du bei Bedarf immer noch nachträglich anpassen.
Vom Inhalt unabhängiges, lesefreundliches Design
Gestaltung sollte den Inhalt unterstützen, aber nicht notwendig sein, um ihn zu verstehen. Nutzer*innen sollen den Inhalt erfassen können, auch wenn das Design verändert oder anders dargestellt werden (z. B. durch Änderung der Schriftgröße, Farben, Screenreader …).
- Gestaltung nie als alleiniger Informationsträger
Wenn eine Textstelle eine Bedeutung trägt, solltest du das nicht nur durch Farbe, Fettung oder anderer Hervorhebung zeigen, sondern auch über den Text deutlich machen (z. B. Fehler nicht nur durch rote Farbe kennzeichnen, sondern zusätzlich Text wie „Falsch/Fehler“). - Layouttricks vermeiden
Keine manuellen Einrückungen, Tabulatoren oder Leerzeichen verwenden, um bestimmte Inhalte „schöner“ aussehen zu lassen. Das erschwert die Lesbarkeit für Screenreader und bei veränderten Anzeigeeinstellungen (➔ Semantisch korrekte Elemente) - Empfohlen: Relative Einheiten
Wer sich mit CSS auskennt, sollte darauf achten, dass nur relative Einheiten (wieem
,%
) statt fester Pixelgrößen verwendet werden und sich das Layout auf verschiedenen Endgeräten flexibel anpasst. Bei der Konvertierung von Word zu EPUB über Calibre werden relative Einheiten in der Regel automatisch umgesetzt. - Empfohlen: Ausreichende Kontraste, umsichtig gewählte Farben
(z. B. in Bildern oder bei Text auf Hintergrund) erhöhen die Lesbarkeit für alle Nutzer*innen – auch bei schwierigen Lichtverhältnissen, geringer Sehkraft oder Farbenblindheit.
EPUB-Format
Empfohlener Standard für barrierefreie E-Books ist das Format EPUB 3.
EPUB 2 unterstützt zwar einige barrierefreie Funktionen, bietet aber nicht alle Möglichkeiten, E-Books vollständig barrierefrei umzusetzen.
Auch wenn manche Distributoren aktuell noch (auch) EPUB 2 verlangen, ist das Format langfristig nicht zukunftssicher. Besser ist es, deine Inhalte gleich so aufzubereiten, dass sie dem Standard von EPUB 3 entsprechen – selbst wenn du sie vorübergehend noch als EPUB 2 ausliefern musst.
Optional: Was du zusätzlich tun kannst – für noch mehr Barrierefreiheit
Die folgenden Punkte sind nicht verpflichtend. Wer sich technisch auskennt, kann damit aber die Barrierefreiheit seines E-Books zusätzlich verbessern.
Navigation
- Landmarks können als eigenständiger Bereich im
toc/nav.xhtml
hinterlegt werden, um wichtige Bereiche des E-Book zu markieren, wie Cover, Inhaltsverzeichnis oder Beginn des Haupttextes. Sie dienen vor allem der schnellen Orientierung und werden von Readern und Hilfstechnologien gezielt ausgewertet. - Pagelist (Seitenliste): Wenn dein E-Book auf einer Printausgabe basiert, kann über eine Pagelist auf die Seitenmarker (pagebreak) der gedruckten Version navigiert werden – hilfreich z. B. beim Zitieren.
- Sekundäre Inhalte, die nicht direkt zum Haupttext gehören (die Leser*innen also eher gezielt bei Bedarf anspringen), können im
<spine>
überlinear="no"
vom sequentiellen Lesefluss ausgenommen werden (z. B. für Kommentare, Verzeichnisse, Glossar …)
HTML5-Elemente
Mit HTML5 lassen sich viele Elemente semantisch auszeichnen und strukturieren, um Screenreader und andere Hilfstechnologien dabei zu unterstützen, ihre Inhalte zu interpretieren.
<section>:
zur logischen Gliederung des Textes (z. B. für Kapitel).<header>:
um Überschrift und dazugehörige Infos wie Untertitel oder Autorenname(n) sinnvoll zusammenzuhalten.<nav>:
Für Inhaltsverzeichnisse oder andere Navigationsbereiche.<figure>/<figcaption>:
Abbildungs- und Tabellencontainer mit zugehöriger Legende.<blockquote>, <aside>, <audio>, <video>:
Für Zitate, Randbemerkungen oder eingebettete Medien.- Inline-Elemente:
<abbr>
,<cite>
,<q>
,<time>
sorgen für sinnvolle Kennzeichnung von z. B. Abkürzungen, Quellen oder Inline-Zitaten.<strong>
/<em>
= inhaltliche/semantische Betonung;<b>
/<i>
= rein optische Hervorhebung
ARIA-Rollen
ARIA-Rollen sind Zusatzinfos im Code, die dem Reader übermitteln, um was für einen Art Abschnitt oder Element es sich konkret handelt (z. B. „Kapitel“, „Fußnote“, „Inhaltsverzeichnis“), z. B.:
role="doc-cover"
für Coverrole="doc-chapter"
für Kapitelrole="doc-subtitle"
für Untertitelrole="doc-prologue"
für den Prologrole="doc-dedication"
für die Widmungrole="doc-toc"
für das Inhaltsverzeichnisrole="doc-footnote"
für Fußnoten
Für eine ausführliche Liste von für das E-Book sinnvollen Aria-Rollen, siehe Abschnitt Aria-Rollen für barrierefreie E-Books im Leitfaden des Börsenvereins
Fußnoten & Endnoten
Fußnoten sollten technisch klar vom Fließtext getrennt und mit einer passenden ARIA-Rolle versehen sein.
- Die Fußnote an sich wird dabei mit der Aria-Rolle
role="doc-footnote"
ausgezeichnet, z.B. an einem<aside>
-Element role="doc-noteref"
für den Link vom Text zur Fußnote,role="doc-backlink"
für den Rücksprung vom Fußnotentext zurück in den Haupttext.role="doc-endnote"
für gesammelte Endnoten, z.B. an einem<section>
-Element
Die Verlinkung sollte dabei immer bidirektional sein: vom Anker im Text zur Fußnote und zurück.
Tabellen
- Kopf- und Körperbereiche einer Tabelle sollten mit
<thead>
und<tbody>
ausgezeichnet sein. Kopfzellen werden mit<th>
, Datenzellen mit<td>
definiert. - Bei komplexeren Tabellen kann es sinnvoll sein, Datenzellen ihrer jeweiligen Überschrift zuzuordnen, entweder über das
scope
-Attribut oder überid
-/headers
-Verweise.
Sprache
Neben der Hauptsprache (über <dc:language>
bzw. xml:lang
in der content
-Datei), sollte auch in den einzelnen HTML-Dateien selbst die Sprache korrekt ausgezeichnet sein. Dazu wird das lang
-Attribut auf oberster Ebene am <html>
-Element angehängt, bei fremdsprachigen Absätzen oder Blöcken direkt am jeweiligen Element (z.B. <p lang="en">
) und bei einzelnen fremdsprachigen Wörtern inline am entsprechenden Element (z.B. <span lang="en">
).
CSS & Design
Zusätzlich zu den Vorgaben zu relativen Einheiten und Kontrasten (siehe Abschnitt Vom Inhalt unanbhängiges, lesefreundliches Design), gilt darüber hinaus:
- Inhalte, die per CSS erzeugt werden (z. B. mittels
:before
,:after
), sind für Screenreader ggf. nicht zugänglich und sollten daher vermieden werden. - Auch Layout-Spielereien wie Flexbox oder Grid werden von vielen Readern nicht zuverlässig dargestellt.
- Stattdessen sollte eine klare, einfache Strukturierung über HTML/CSS angestrebt werden.
Tools zur Unterstützung bei der Umsetzung
Diese Software hilft dir bei der Umsetzung barrierefreier E-Books:
EPUB-Editoren
Ein EPUB-Editor wie Calibre oder Sigil ist wichtig, um die Metadaten und Spracheinstellungen nachträglich zu bearbeiten und ggf. andere Anpassungen, z. B. für das TOC, vorzunehmen. Calibre ist simpel in der Handhabung und unterstützt die wesentlichen Funktionen zur Ergänzung der Barrierefreiheit. Sigil ist etwas technischer, aber gut für fortgeschrittene Anwender*innen, die etwas tiefer in den HTML-Code eintauchen möchten.
Natürlich funktioniert auch jeder andere beliebige EPUB-Editor – nutze einfach den, mit dem du dich am wohlsten fühlst.
Barrierefreiheits-Check
ACE by DAISY ist ein kostenloses Tool, um dein E-Book auf Barrierefreiheit zu prüfen. Per bequemer Desktop-App lassen sich hier alle Fehler und Warnungen anzeigen, die noch behoben werden müssen, damit dein E-Book als barrierefrei gilt.
Du musst kein Profi sein – nur anfangen
Barrierefreiheit ist kein Hexenwerk. Hat man sich einmal mit den Grundlagen beschäftigt, wird vieles schnell zur Routine. Zukünftig ist darauf zu hoffen, dass es auch mehr Tools und Unterstützung von Distributoren geben wird, die Selfpublisher bei der Umsetzung begleiten.
Neben den gesetzlichen Anforderungen erfüllt ein barrierefreies E-Book vor allem eins: Es macht deine Inhalte für mehr Menschen zugänglich – und sorgt nebenbei für ein besseres Leseerlebnis für alle.
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